Erzbistum Berlin, Katholischer Seelsorger für Polizei und Zoll
Statement vom 20. Juni 2021
Das Selbstverständnis der heutigen Polizei fußt auf der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist nicht nur der erste Artikel des Grundgesetzes, sondern oberste Maxime polizeilichen Handelns. Das bedeutet auch, dass gegen antisemitisches oder rechtsradikales Gedankengut innerhalb der Polizei in jedem Fall und unmissverständlich eingeschritten wird. Dennoch ist ein immerwährendes Reflektieren innerhalb der Polizeibehörde nötig, um sich bewusst zu machen, welche Werte und Haltungen für den Polizeidienst unverrückbar und tragend sind.
Deshalb hatte ich die Idee, junge Studierende der Polizei zu gewinnen: Sie sollten im Rahmen meines Ethikseminars an der Hochschule für Wirtschaft und Recht an Menschen in der Polizei Berlin erinnern, die am Ende der Weimarer Republik und besonders im Nationalsozialismus dem staatlich verordneten Antisemitismus widerstanden oder sich gar widersetzten. Die Ergebnisse sind in diese Wanderausstellung eingeflossen. Darin soll auch der Bezug zur Gegenwart deutlich werden: im Sichtbarmachen von Menschen in der Polizeibehörde, die die Aufgabe haben, einerseits jüdisches Leben zu schützen und antisemitische Straftaten zu verfolgen sowie andererseits sich aus Interesse für Jüdinnen und Juden zu engagieren und mit ihnen respektvoll zusammenzuleben.
Dass junge Nachwuchskräfte in diesem Projekt mitarbeiten, macht deutlich, dass die Polizei der Hauptstadt darum bemüht ist, sich präventiv mit Tendenzen des Antisemitismus und des Rechtsradikalismus – auch in den eigenen Reihen – auseinanderzusetzen. Diese Auseinandersetzung soll konkret in dieser Wanderausstellung visualisiert werden.