Geführt von Thomas Ziem, LKA Präv Projekt JLUP, am 16. April 2021
Bereits seit Januar 1993 bin ich als Stammposten bei der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße und beim Zentralrat der Juden in Deutschland in der Tucholskystraße als Objektschützer eingesetzt. Ich bin ausschließlich an diesen beiden Objekten tätig.
Es hat sich damals so ergeben. Ich wurde einfach zugeteilt. An dem Tag, als zwei Objektschützer gingen, war ich als Springer hier vor Ort und durfte dann bleiben.
Wir stehen sowohl draußen als auch drinnen und wechseln uns auf den einzelnen Posten immer wieder ab. In meinen ersten Jahren hier stand man unentwegt draußen, auch im Winter bei 20 Grad minus.
Die Neue Synagoge wird von uns, dem Zentralen Objektschutz, rund um die Uhr bewacht. An den hohen jüdischen Feiertagen werden wir von zusätzlichen Kräften vom Abschnitt unterstützt.
Es ist leider immer noch so, dass die jüdischen Objekte besonders geschützt werden müssen. Allein wenn einer dasteht, gibt es schon deswegen weniger Schmierereien. Nachts kommen immer wieder Leute, die fragen, was das wäre, was wir bewachen, wieso wir hier stehen. Viele wissen nicht einmal, was eine Synagoge ist.
Die Arbeit hier ist auf den ersten Blick nicht gefährlich. Trotzdem muss man natürlich angesichts der schwer vorhersehbaren terroristischen Anschläge besonders auf der Hut sein.
Es ist sehr selten, dass man hier antisemitische Sprüche von Passantinnen und Passanten vernimmt.
Unsere Aufgaben sind unter anderem am Einlass der Neuen Synagoge zu schauen, dass niemand mit etwas Verdächtigem reinkommt. Wir laufen Streife und achten darauf, dass keine Gegenstände herumliegen. Und wir achten darauf, dass keiner etwas Verdächtiges abstellt oder die Wände beschmiert. Weiterhin schauen wir, dass Leute das Haltverbot einhalten. Manchmal stehen auch Leute mit ihrem Auto direkt vor der Synagoge, obwohl sie wissen, dass sie nicht auf den Tram-Schienen stehen dürfen. Wir weisen dann die Leute darauf hin, dass sie im Haltverbot stehen. Ich selber war aber nie in einer richtig brenzligen Situation.
Der Kontakt mit den Gemeindemitgliedern ist auch da. So bekommen wir natürlich einiges von den jüdischen Feiertagen mit. Wir arbeiten zusammen mit dem Sicherheitsbeauftragten der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. In einigen Veranstaltungen sind wir auch zugegen, so dass es immer wieder zum Austausch mit Gemeindemitgliedern und der Rabbinerin Ederberg kommt.