Name: Herr Knecht
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Evangelische Polizeiseelsorgerin in Berlin und beim Zoll in Berlin und Brandenburg Initiatorin der Bildungsreise nach Israel
Im Rahmen der Fortbildung wird seit 2017 eine einwöchige Bildungsreise nach Israel angeboten. Veranstalterin ist die Polizei Berlin mit und unter Leitung der evangelischen Polizeiseelsorgerin, Pfarrerin Marianne Ludwig.
Titel der Bildungsreise:
„Israel – Land zwischen Traum und Trauma“
Geführt von Thomas Ziem, LKA Präv Projekt JLUP, am 31. März 2021
Diese Reise ist für mich ein Herzensanliegen. Das war ein Traum von mir, seit ich mit der Polizeiseelsorge begonnen habe. Während ich die erste Reise noch weitgehend allein organsiert habe, nahm die Nachfrage so stark zu, dass ich die Polizei um Unterstützung gebeten habe. Die Organisation liegt also fast vollständig in polizeilichen Händen, das Programm entwickeln wir zusammen mit einem israelischen Reiseleiter.
Die Reise ist nicht denkbar ohne die Unterstützung der Polizei. Sie macht sich diese zu eigen und das freut mich sehr.
Auch die evangelische Kirche unterstützt und gibt jedem Teilnehmenden einen finanziellen Zuschuss. Die restlichen Kosten muss jeder selbst tragen. Die Israelreise ist sicher kein Erholungsurlaub, sondern eher eine „Druckbetankung“ mit vielen und ganz unterschiedlichen Eindrücken. Trotz Corona ist die Nachfrage ungebrochen und dafür bin ich dankbar.
Auf der einen Seite habe ich dieses Angebot als politische Bildungsreise konzipiert. Der Schwerpunkt liegt auf persönlichen Begegnungen mit israelischen Sicherheitskräften, vor allem mit der Polizei. Auf der anderen Seite bin ich Pfarrerin und spirituell geprägt. In Israel kann man – anders als in Deutschland – keinen Fuß vor den anderen setzen, ohne mit Spiritualität konfrontiert zu werden. Das beginnt bei der Schabbatruhe, die in der Reiseplanung berücksichtigt werden muss, und endet bei den besonderen Bekleidungsvorschriften für „heilige Orte“. Unsere Israelreisenden können sich häufig nicht richtig vorstellen, was das bedeutet. Sie sind dann oft sehr bewegt, wenn sie Spiritualität miterleben, wie etwa an der Klagemauer in Jerusalem.
Die meisten Kolleginnen und Kollegen kommen aus Neugier mit. „Das ist ein Ort, wo ich allein nicht hingekommen wäre“, so sagen viele.
Die Israelis haben eine sehr spezielle Art mit Traumata umzugehen. Diese sind Teil der Glaubensgeschichte, der nationalen und oft genug auch Teil der persönlichen Biographie. Die zentrale Frage lautet: Wie schaffe ich es trotzdem, meine Hoffnung und meine Lebensfreude nicht zu verlieren und Träume zu verwirklichen.
Das ist etwas, was ich den Kolleginnen und Kollegen nahebringen möchte. Nicht durchs Erzählen, sondern durchs Erleben. Es tut ihnen gut, das zeigt ihr Echo auf diese Reise.
Israelis gehen mit Sicherheitsfragen etwas anders um als wir. Es ist bei uns gar nicht so selbstverständlich, die Uniform mit Stolz zu tragen. Die Polizistinnen und Polizisten erleben hier viel zu oft, wie sie beschimpft und beleidigt werden. Das macht etwas mit ihnen. Die gesellschaftliche Akzeptanz der israelischen Polizei ist ganz anders. Das nehmen unsere Kolleginnen und Kollegen mit Erstaunen zur Kenntnis.
Auf einer der Exkursionen habe ich einen Kollegen, der vor Jahren ein schreckliches Schusswaffenereignis hatte, angesprochen. Ich fragte ihn: „Läufst du heute nicht ganz anders als sonst, irgendwie leichter?“ und er erwiderte: „Ich habe zum ersten Mal keine Schmerzen mehr.“ Dann erzählte er von seinem Gespräch mit einem israelischen Sprengstoffexperten. Er wusste, dass sein Gesprächspartner sein Erlebnis komplett nachvollziehen konnte und sagte dann: „Ich fühle mich hier in Israel zuhause.“
Ich wünsche mir für unsere Polizei, dass sie sich – wie in Israel – von der Politik gut gestützt weiß und von der Bevölkerung akzeptiert wird. Natürlich ist die Polizei oft die „Spaßbremse“, gar keine Frage. Andererseits haben die Kolleginnen und Kollegen nach dem Anschlag an der Gedächtniskirche sehr deutlich die Dankbarkeit der Bürgerinnen und Bürger gespürt. Solche mentale Unterstützung ist in der israelischen Gesellschaft selbstverständlich. Vielleicht kehren deshalb unsere Kolleginnen und Kollegen nach der Reise mit mehr Stolz zurück: Sie bekommen dadurch ein besseres Gefühl dafür, was sie leisten. Und sie werden sich erneut darüber bewusst, dass das, was sie tun, einen Sinn hat.
Die israelische Polizei ist ein Schmelztiegel und das ist unsere Polizei auch. In Berlin gelingt es sehr gut, Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund zu gewinnen. Das ist eine gute Impfung gegen Rechtsextremismus, gegen Antisemitismus. Denn durch mehr Diversität lernt man, wie man mit dem vermeintlich Fremden tolerant und respektvoll zusammenleben kann. Nur so gelingt es in Berlin für Sicherheit und eine gute Ordnung zu sorgen.
Mein Wunsch ist einfach, dass bei den Bewerbungen noch mehr türkische und arabische Namen stehen. Das wäre super.