Geführt von Thomas Ziem, LKA Präv Projekt JLUP, am 9. April 2021
Ich versah meine ersten Jahre im Personenschutz (PS) beim Gesandten des Staates Israel und hatte hier die ersten Berührungspunkte zu Jüdinnen und Juden und dem Judentum.
Hierbei offenbarte sich mir ein reges kulturelles Leben in Berlin, welches ich erst durch die Arbeit beim Personenschutz erkennen und erfahren durfte.
Die Arbeit mit jüdischen Schutzpersonen führt zwangsläufig zur Auseinandersetzung mit deren Traditionen, Gedenk- und Feiertagen und anderen kulturellen und spirituellen Einflüssen. Oftmals besuchen die Schutzpersonen Gedenkfeiern oder jüdische Feste, halten Vorträge, Reden oder sind gefragte Gäste bei Diskussionsrunden.
Die im Vorfeld nötigen Absprachen mit den Veranstaltern übernimmt dann das jeweilige PS-Kommando und so erweitert sich auch täglich der Horizont für uns Mitarbeitende. Hier müssen einerseits die Wünsche und Vorstellungen der Veranstalter und andererseits die sicherheitsrelevanten Belange seitens des Personenschutzes abgestimmt werden. Arbeitet man so über längere Jahre in einem Bereich, lernt man einige Veranstalter oder Mitglieder der jüdischen Community auch näher kennen. Gleiches gilt natürlich auch für die hier tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sicherheit aus Israel.
Gerade diese professionellen Dialoge, die auf gegenseitigem Respekt und Verständnis fußen, lassen auch hier und dort Einblicke ins Private zu.
Gibt es einen Unterschied zu anderen zu beschützenden Personen?
Die Arbeit mit jüdischen Schutzpersonen unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der Tätigkeit bei anderen PS-Kommandos. Einzig deren höheres Sicherheitsbewusstsein, bedingt durch antisemitische Erfahrungen aus der Vergangenheit und leider auch Gegenwart, vereinfacht hier das Absprechen polizeitaktischer Parameter und das Umsetzen und Durchführen sicherheitsrelevanter Maßnahmen für den Personenschutz.
Wirklich kritische Situationen habe ich während meiner Arbeit beim Personenschutz nicht erlebt. Trotzdem zeigen Fälle, wie der Angriff auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur [jüdischer Versöhnungs- und höchster Feiertag], dass wir jederzeit wachsam unseren Dienst versehen müssen.